Wohnen ist ein Schlüsselfaktor zur Integration
Eine Wohnung bedeutet Rückzugsort, Freiraum, Autonomie. Gerade nach langer Zeit auf der Flucht ist es wichtig, zur Ruhe zu kommen und das Erlebte zu verarbeiten – und dann in der Gesellschaft anzukommen. In Gemeinschaftsunterkünften ist das aufgrund der meist sehr beengten Verhältnisse kaum möglich. Und nicht nur das: Auch bei der Ausübung einer Berufsausbildung oder regelmäßigen Arbeit ist ein Rückzugsort zum Ausgleich essentiell. Wer dauerhaft in einer Gemeinschaftsunterkunft lebt, kann sich nicht ausreichend erholen und läuft Gefahr, in einen Teufelskreis der Erschöpfung zu geraten.
Vielfältige Hürden erschweren den Umzug
Doch eine Wohnung zu finden ist für geflüchtete Menschen oft sehr schwierig: Sprachliche Barrieren erschweren das Verständnis komplizierter bürokratischer Zusammenhänge, bezahlbarer Wohnraum ist knapp und wird stark nachgefragt.
Werden diese Hürden überwunden, scheitern viele Flüchtlinge dennoch, da sie ein schriftliches Wohnungsangebot des Vermieters bei den Behörden vorlegen müssen. Der Vermieter wiederum benötigt eine Bestätigung der Kostenübernahme für Wohnungsmiete und Kaution von den Leistungsträgern wie Jobcenter, Sozialamt oder Landesamt. Für diese Abläufe brauchen die zuständigen Stellen häufig mehrere Wochen, in denen kein Mietvertrag unterschrieben werden kann. Das ist ein Zeitraum, den kaum ein Vermieter wartet.
Faktoren, die den Umzug in eine eigene Wohnung behindern, erzeugen nicht nur Frustration, sondern erschweren auch die Integration in die Gesellschaft. So entwickelt sich ein weiteres zunehmendes Problem: der Schwarzmarkt. In vielen Städten werden Mietobjekte inzwischen gegen Schmiergeld in bis zu vierstelliger Höhe an Flüchtlinge vermietet.
Die Fakten auf einen Blick
- Die Lebensumstände in Gemeinschaftsunterkünften sind oft nicht mit den Anforderungen einer Arbeitsstelle vereinbar
- Gemeinschaftsunterkünfte sind teuer – nicht nur die Kosten für den Wohnraum, sondern auch die Kosten für Gemeinschaftsräume und Mitarbeiter werden unter den Bewohnern aufgeteilt und müssen bei vorhandenem Einkommen teilweise oder vollständig selbst getragen werden
- An vielen Orten in Deutschland fehlt es an bezahlbarem Wohnraum
- Beratung und Unterstützung von Flüchtlingen während des komplexen bürokratischen Prozesses einer Wohnungsanmietung sind nicht ausreichend gewährleistet
- Selbst bei erfolgreicher Wohnungssuche kommen Genehmigungen für Kostenübernahme und Auszug oft zu spät.
- Der Schwarzmarkt wächst – eine direkte Folge auf die schwierige Lage für Geflüchtete, die in eine Wohnung umziehen möchten.
Wir fordern Politik und Entscheidungsträger auf, zu handeln!
- Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen!
- Wir brauchen flächendeckend mehr Unterstützung bei der Wohnungssuche für Geflüchtete
- Wir brauchen schnellere Bearbeitungszeiten!
- Dem wachsenden Schwarzmarkt muss vorgebeugt werden – die Politik darf hier nicht länger wegsehen!
Es gibt bereits gute Ansätze
Der IB unterstützt geflüchtete Menschen bei der Wohnungssuche. So werden beispielsweise in dem Pilotprojekt „ToM – tolerantes Miteinander“ in Berlin Altglienicke 166 Wohnungen gebaut; die Hälfte soll später von Flüchtlingen bewohnt werden. Hier entstehen vielfältige Angebote, die ein tolerantes Miteinander erleichtern: Etwa ein Anwohnercafé, eine Kita und ein „Integrationsbüro“, das geflüchtete Menschen tatkräftig unterstützen wird.
Zudem hat der IB ein Kooperationsprojekt mit einem großen Wohnungsunternehmen gestartet, bei dem jährlich bis zu 72 Wohnungen an geflüchtete Menschen vermittelt und diese bei Fragen und Problemen rund ums Wohnen unterstützt werden.
Hier finden Sie die Antworten von Politiker/-innen und Entscheidungsträger/-innen zum Thema.