Das Bundesteilhabegesetz, von der Regierung geplant als großer Wurf, bleibt weiter hinter seinen Versprechungen zurück; wir setzen uns für eine Weiterentwicklung ein. Dabei sind uns folgende Punkte besonders wichtig:
--- das uneingeschränkte Wunsch- und Wahlrecht bei der Leistungsgestaltung
(So müssen sich behinderte Menschen aussuchen können, wo und mit wem sie wohnen.)
--- bedarfsorientierte Leistungen (Personenzentrierung)
(Behinderte Menschen müssen unterstützende Leistungen da bekommen können, wo sie sie brauchen, nicht nur innerhalb von Sondereinrichtungen.)
--- mehr Alternativen zu (teil-) stationären Einrichtungen, wie z. B. Wohnheimen
(Menschen mit Behinderungen möchten ebenso wie nichtbehinderte Menschen frei entscheiden können, in welcher Wohnform sie leben.)
--- Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben müssen offenstehen
(Der allgemeine Arbeitsmarkt muss sich viel stärker für behinderte Menschen, entsprechend deren Fähigkeiten und Neigungen, öffnen als bisher. Dazu gehört für mich auch die Beratung und Unterstützung von Arbeitgebern.)
--- soziale Teilhabe muss ebenso unterstützt werden wie berufliche (Zum Leben gehören auch Freizeit und soziale Einbindung; dazu braucht es barrierefreie Angebote und staatlich finanzierte Unterstützungsleistungen.)
--- Leistungen zur Teilhabe müssen unabhängig von Einkommen und Vermögen erbracht werden
(Einkommen und Vermögen dürfen bei der Eingliederungshilfe nicht angerechnet werden.)
In einer zunehmend auf Leistung und Selbstoptimierung gepolten Umwelt fehlt mir die gesellschaftliche Wertschätzung von Vielfalt und Behinderung. So wird z. B. aktuell die Kassenleistung für einen vorgeburtlichen Bluttest diskutiert, der die Selektion behinderten Lebens ermöglichen könnte. Wäre ich an der Regierung beteiligt, würde ich mich für eine menschenfreundliche Lebenswelt einsetzen, die alle Menschen mit ihren Fähigkeiten und Interessen fördert und solidarische Unterstützung bietet, wo sie gebraucht wird. Die UN-Behindertenrechtskonvention, die Deutschland bereits vor 10 Jahren ratifiziert hat, ist noch immer nicht ausreichend umgesetzt. Behinderte Menschen und deren Familien erwarten häufig aufreibende und langwierige Auseinandersetzungen mit Kostenträgern, Vertröstet-Werden im Kompetenzgerangel, Verwehrung eigenständigen Lebens, weil die Unterbringung in einer Einrichtung kostensparender ist. Vom Rest der Gesellschaft abgesonderte Bildungs- und Lebenswege sind vorgezeichnet, eine Behinderung oder chronische Erkrankung bedeutet häufig gravierende Nachteile bei der Karriereplanung. Dabei handelt es sich wohlgemerkt um Barrieren, die es in einem wohlhabenden Land wie Deutschland nicht geben müsste - es sind durch Gedankenlosigkeit oder kühle Finanzerwägungen errichtete Hindernisse. Ich arbeite für ein inklusives Miteinander, in dem wir uns an unseren Stärken erfreuen und uns gegenseitig unterstützen, wo wir es brauchen. Eine solche Gesellschaft bedeutet Lebensqualität für alle.